„Jetzt habe ich es verstanden, Du willst auffallen!“

 sagte meine Schwester heute zu mir. (Hu, sie kennt mich ja erst seit vorgestern…)

Natürlich doch, niemals graue Maus, auch wenn ich mal grau tragen sollte. Wenn ich höre, wie andere alte Mädchen sich darüber beklagen, dass man ab einem gewissen Alter unsichtbar wird –ich nicht! In meinen Outfits werde ich gesehen, sie sind ein Lichtblick im Alltagsgrau und dürfen auch mal provozieren. Na klar, man sieht meine Schwachstellen, aber wer schaut schon hin, bei so viel Bling? Völlig unklar, warum gerade alte Leute sich in diese triste graubeige Uniform kleiden, Windjacke, praktische Schuhe, praktische Frisur, früher mit Faltenrock, heute mit Jeans –statt die verblassende Attraktivität mit Stil und Witz auszugleichen. Ist das Souveränität oder Kapitulation?

Ich bin jedenfalls lieber ein wandelndes Unterhaltungsangebot. An trüben Tagen ziehe ich einen meiner Hingucker an und schon hat das Leben wieder Farbe. Schon lächelt der Nachbar im Treppenhaus „Schickes Shirt!“, spricht mich eine fremde Frau in der Trambahn an „Wo haben Sie diese tollen Schuhe gekauft?“, läuft mir ein junges Mädchen auf der Straße nach „Ich muss Ihnen einfach sagen, wie genial ihre Brille ist!“. Schon ist man im Gespräch, schafft Konsens oder polarisiert, so oder so, ein extravaganter Auftritt bedeutet Da-sein. Überbewertet? Tja, aber mit weniger gebe ich mich an dieser Stelle nicht zufrieden.

PS: Vielleicht sollte ich mir einen „Fairfashionista“ Meinungsbutton basteln? Sowas hatten wir in den 60er Jahren, auf meinem stand: Niemals wieder Sauerkraut!

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