Schwarzer Tag

„Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt“ heißt es in Schillers Text zu Beethovens Ode an die Freude, unserer Europahymne. Heute ist es nicht mehr die ständische Kleiderordnung in die man damals geboren wurde, die die Menschen einengt, aber die Teilung durch Geburt ist heute genauso bitter, es ist die Teilung zwischen den Näherinnen von Rana Plaza – heute ist der 07. Jahrestags des Einsturzes –  und den Wegwerfkonsumenten der ersten und zunehmend auch der zweiten Welt.

Um die Teilung aufzuheben müssten wir teilen – mehr von unserem Geld abgeben, damit Rohstoffe nachhaltig angebaut werden und die Arbeiter, die unsere Kleidung nähen, anständig leben und vielleicht auch selbst mal was Schickes anziehen können! Aber für die meisten Menschen wird „mehr für jedes Teil zahlen“ keine Option sein, sie kaufen sich den Plunder, weil sie sich nichts besseres leisten können- oder würde die Rechnung aufgehen, würden besser gemachte Klamotten länger halten und deshalb pro Tragen sogar weniger kosten? Und auch noch mehr Freude machen als die Wegwerf Fetzen?

Und wenn, würden dann weniger aber bessere Produkte nicht andrerseits die Näherinnen teilen, in solche, die noch Arbeit haben und solche, die nachhause geschickt würden? Man hört ja jetzt, dass viele große Marken wegen Corona die Herbstware nicht bzw. nur reduziert abnehmen wollen und dass das tausende Familien ins Elend stürzt.

Revolution klingt so gut, ein Befreiungsschlag und die Welt ist schöner, besser, bunter, yeah! Tja, in der realen Welt könnte Wandel ein wenig komplexer werden.

Das Foto habe ich im Dover Street Market London aufgenommen

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