Die drei G

Einfach nur das Beste kaufen, schön gesagt, klug gedacht – aber wie erkenne ich beim Einkaufen welche Teile das Zeug dazu haben, längere Zeit in meinem Schrank zu überleben? Was haben sie, was andere nicht haben? Um das herauszufinden, habe ich mal die Klamotten Revue passieren lassen, die das Kunststück schon geschafft haben, einen festen Platz in meinem Fundus zu bekommen. Ich habe versucht, sie in Kategorien einzuteilen, die mir beim Einkaufen nützlich sein könnten, und habe 3 gefunden:

Grenzgänger

Manche Allzeit-Lieblinge erfüllen eine Funktion in meinem Fundus, die für mich wichtig ist, sie sind ziemlich schräg und geben einem perfekten (schwarzen) Outfit einen quirky Twist, deshalb sind diese „Grenzgänger“ die Lösung, wenn ich mich auf unbekanntem Terrain bewegen muss. Bestes Beispiel mein billiges Polyester Shirt mit Hahnentrittmuster aus den 90er Jahren in schwarz/beige und einem goldenen(!) Lurexfaden (29 DM!!!). Es fiel gut und ich habe es in Kombination mit edlem, aber eher langweiligem Zwirn zu Verbandstreffen, Agenturparties und Firmenjubiläen getragen bis es sich fast in Fäden auflöste, über 15 Jahre gewiss, es hängt immer noch als Erinnerungsstück in meinem Event Schrank. Heute trage ich als Ersatz meist das Lockenwickler Shirt von Barbara Bologna, es funktioniert ähnlich, wenn auch weniger subtil, mehr mit Wumm. Was mir daran gefällt ist die Reaktion der anderen, die sich offensichtlich fragen „Meint die das jetzt wirklich ernst?“. Provokative Teile an der Grenze zum schlechten Geschmack konterkarieren Looks, die eigentlich schon zu schön sind, um wahr zu sein, oder machen zu simple Outfits tragbar. Ein gutes Beispiel sind auch die geschnürten Leo-Booties von Lala Berlin.

Die Grenzgänger sind wahrscheinlich der individuellste Teil meiner Garderobe. Sie zu finden ist Glückssache, denn man entdeckt meist erst zuhause, was das Teil wirklich kann. Ich bin mir oft beim Kauf noch ganz unsicher, ob das jetzt wirklich genial oder doch unsäglich ist. Wer weiß, wie viele potentielle Allzeitlieblinge ich im Lauf der Jahre habe im Laden hängen lassen! Heute würde ich sie mitnehmen, zuhause damit experimentieren und sie im Zweifelsfall zurückgeben.

So essentiell Grenzgänger für mich sind, viel Raum nehmen sie nicht ein, denn mehr als 2,3 aktuelle Quirkies braucht man eigentlich nicht. Wahrscheinlich brauchen viele Leute überhaupt keine. Aber dann haben sie vielleicht das ein oder andere Teil im Schrank, das wiederum für sie eine besondere Funktion hat, eine Kimonojacke, ein Dirndl, was weiß ich.

Gustostückerl

Es gibt Klamotten, von denen man nie genug bekommt. Sie bleiben spannend, auch wenn sie eigentlich nicht mehr en vogue sind. Ich habe einige Stücke, die ich schon über mehrere Jahre in meinem aktuellen Schrank behalte und die ich voraussichtlich auch noch dann ab und zu mal tragen mag, wenn ich sie eigentlich schon weggehängt habe. Stücke, die ich niemals weggeben würde und die letztlich ihren festen Platz in der Garderobe meines Lebens finden. Dazu gehört z.B. das Astronautenkleid aus der Rundholz Kollektion SS 2013. Das Künstlershirt von Annette Görtz ist auch so ein Teil das mich sicher lange begleiten wird! Es sind Klamotten, die auffallend anders und dabei in sich völlig stimmig sind, die sich nicht einordnen lassen aber auf ihre eigene Art Zeitgeist ausdrücken.

So ein Ganz-genau-mein-Ding-Teil erkennt man sofort, man sieht es und ist hin und weg – dann unbedingt kaufen! Egal ob teuer oder billig, öko oder Plastik pur, egal, ob man noch Budget hat oder einen Wechsel auf die Zukunft ziehen muss. Jedes Mal wenn ich mir ein solches Stück verkniffen habe, habe ich mir später irgendeinen minderwertigeren Ersatz gekauft, weil es mir einfach keine Ruhe gelassen hat – und das war dann wirklich eine sinnlose Verschwendung!

Große Klasse

Nicht wirklich überraschend, dass sich Klassiker besonders lange im Schrank halten. Die gute Nachricht: Es gibt sie auch in nicht langweilig, die Sachen, die nicht aus der Mode kommen weil man sich daran nicht absieht. Gute Schnitte, gute Stoffe, traditionelle Prints, wenn überhaupt– aber bitte nicht zeitlos, sondern so auf der Höhe der Zeit, dass man sie einfach solange weitertragen kann, bis sie Vintage werden. Ihr Beliebtheitsgrad entwickelt sich bei mir häufig kurvilinear, mal vorn dabei, mal stand-by, aber ohne dass die Ausschläge langsam kleiner würden.

Woran man Klassiker erkennt? Daran, dass man sie kennt! Sie kommen auch in der Mode immer wieder und man muss eigentlich nur die auswählen, die das gewisse Etwas haben.

By the way: Die in der nachhaltigen Literatur hochgelobten Basics gibt es in meinem Schrank auch, und zwar genau zwei, ein Tüllhemd und einen sehr dünnen Pulli zum unterziehen, natürlich in schwarz. Manchmal kaufe ich welche, weil ich denke, sowas kann man immer brauchen…nun, ich nicht! Sie wandern oft ungetragen auf den Speicher. Wenn in meiner Garderobe Basics im weitesten Sinne eine Rolle spielen, dann die schwarzen Teile aus der Wunderkammer, die aber alle ausgefallen und besonders sind, jedes ein Wunder für sich.

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