Weniger kaufen
Buy less, dress up! fordert Vivienne Westwood in ihrer legendären Fairfashion Kampagne. (Habe ich schon erwähnt, dass mir das sehr leicht fiele wenn ich einfach auf ihre Marke umsteigen würde? Dann wäre mein Budget nämlich schnell aufgebraucht!) Dress up! Da bin ich dabei, aber buy less? Nicht so einfach.
Logisch, Ressourcen spart man wenn man weniger kauft und die wenigen Stücke dürfen dann auch mehr kosten, können also fair produziert werden…aber was genau hat Mode mit Logik zu tun? Was ist mit Fühler ausstrecken, frischen Wind spüren, sich selbst und die Welt neu erfinden? Man kann doch nicht eine ganze Saison einfach an sich vorbeiziehen lassen! Immerhin spricht Vivienne nicht vom nichts kaufen, wäre ja auch ein desaströses Geschäftsmodell. Und, mal ehrlich, liebe Konsumrebellen, selbst die Nabelschau vor der privaten Altkleidersammlung braucht Input von außen, wenn keiner mehr was kauft gibt es keine Modedesigner mehr – wo sollte dann Inspiration herkommen? Ok also, Vivienne, einverstanden: Beschränkung ja, aber nur auf das Allerbeste! Wir gönnen uns ein paar tolle neue Stücke, erst mal fürs Neufreuen und dann für den Fundus, den man re-stylen und up-cyclen kann. Denn weniger kaufen ist weniger bitter, wenn man vor allem auf die Teile verzichtet, die nicht wirklich (dauerhaft) begeistern.
Juhu! Doch so einfach!? Nicht wirklich: Für alle, die sich wie ich bisher fröhlich von den Modewellen tragen ließen und entspannt abgewartet haben, welche Teile wohl länger Bestand haben werden, ist es ein echter Paradigmenwechsel. Es geht es nicht mehr nur um „hat was“, es geht um Überblick, Verständnis und tragfähige Auswahlkriterien. Jedes neue Stück sollte noch mehr zu mir gehören, noch wertiger, langlebiger und dauerhaft faszinierend sein- und natürlich am liebsten auch fair hergestellt. Huijuijui! Und was ist mit den Wahnsinnsteilen, die man einfach kaufen muss, diesen einmaligen Gelegenheiten, denen man sonst jahrelang nachtrauern würde ,den irrlichternden kleinen Sinnlosigkeiten mit dem gewissen Etwas?
Weniger kaufen ist keine quantitative sondern eine qualitative Herausforderung. Man muss mehr Zeit in die Recherche investieren, sich die Defilées und Lookbooks ansehen, das Gespür dafür kultivieren, worum es in den aktuellen Kollektionen geht. Und man muss mehr am eigenen Stil feilen, dann kann es gelingen, die relevante Schnittmenge zu finden. Habe ich eben Stil geschrieben? Dieses Gutangezogene-Leute-Ding? Ich sag´s ja, ein Paradigmenwechsel, das kann spannend werden (oder ätzend).
Ich schätze, ich sollte eine ökologisch korrekte Weiterverwertung meiner Sachen nicht ganz aus meinem Fairfashionista Konzept ausschließen. Es steht zu befürchten, dass sich der Zufluss nicht ausreichend drosseln lässt!
Anyway: Besser kaufen, das ist meine neue Fairfashionista Herausforderung.