Capsule Wardrobes

Capsule Kollektion ist ein Begriff, den ich immer für ein Synonym von Urlaubsgarderobe hielt, so wie Cruise- oder Resort Kollektionen, verbunden mit einem Hauch von Fernweh, Extravaganz und Nostalgie. Ich hatte Assoziationen mit Geschmacksknospen oder kleine Pflanzenkapseln, in denen kostbare Garderobenkompositionen wie Mohnblumen auf den Moment warten, in dem sie sich entfalten können…. Oder vielleicht sowas wie eine aktuelle Zeitkapsel im Kleiderschrank? Eher space-agy, aber auch sehr suggestiv. Jedenfalls war ich ziemlich irritiert, dass Capsule Kollektionen im Kontext von ökofairer Mode häufig zitiert werden, aber offenbar mit ganz anderer Bedeutung, im Sinne einer systematisch beschränkten Garderobe.

Recherchen bei Dr. Google haben ergeben, dass die Idee der Capsule Wardrobe tatsächlich schon in den 70er Jahren von Susie Faux entwickelt wurde. In ihrer Londoner Boutique „Wardrobe“ bot sie ein Programm von essentiellen Kleidungsstücken an, die „nie aus der Mode kommen“ und –immerhin! – mit saisonalen Teilen aufgepimpt wurden. (Quelle: Wikipedia)

Auf verschiedenen ökofairen Blogs (wie auch im Buch das Kleiderschrank Projekt) lassen sich alle möglichen Regeln für Capsule Wardrobes finden: Das Spektrum reicht von einem festen Kleiderkanon über die Beschränkung auf 37 Teile für 3 Monate, bis hin zur 30X30 Regel (30 Teile, die man an 30 Tagen anzieht) und zur „Rule of Three“. 3 Stück von jeder Sorte soll man nach dieser Regel haben, und zwar jeweils ein ganz schlichtes Exemplar, ein Statement Teil und irgendwas dazwischen – ein Arche Noah Kleiderschrank für durch Konsumverzicht vom Aussterben bedrohte Arten…nein, kein Grund sich lustig zu machen, auch wenn es schon manchmal etwas zwanghaft rüberkommt, besser als Konsumzwang auf jeden Fall!

Ich teile mit den Beschränkungsanhängern die Erfahrung, dass ein übervoller Kleiderschrank meine Schätze verbirgt statt sie zum Anziehen anzubieten und dass eine gut getroffene Auswahl durchaus Freude macht. Was für ein Vergnügen, einen Koffer auszupacken und alles wohlsortiert zu finden! Bei einer Reisegarderobe geht es natürlich tatsächlich darum, mit einer begrenzten Anzahl von Kleidungsstücken für wärmere und kältere Tage und für die verschiedenen Anlässe ausgestattet zu sein – aber zuhause? Warum nur sollte ich meinen Schrank leeren, um dann aus den kümmerlichen Resten möglichst viele Outfits kombinieren zu können? Ich finde, das ist paradox.

Nix gegen Kombinieren, es ist die Quintessenz der Kunst one of a kind zu sein, was mich befremdet ist dieses Streben nach Austauschbarkeit der einzelnen Teile untereinander. Heute die blaue Bluse mit der Jeans und morgen mit dem schwarzen Rock, übermorgen die gestreifte Bluse mit dem schwarzen Rock und überübermorgen mit der Jeans – um Himmels willen! Geht es denn nicht um die eine, die (aktuell) beste Kombination für bestimmte Teile, egal ob ich sie frisch gekauft habe oder gerade wieder spannend finde? Warum ohne Not auch die zweitbeste Kombi tragen – zur Abwechslung??? Auf Reisen vielleicht, zumal wenn man die beste grad verkleckert hat, aber ansonsten: Lieber trage ich ein toll gestyltes Outfit so wie es ist ein paar Mal öfter!

Also mit dem beschränkten Schrank kann ich mich definitiv nicht anfreunden, ich finde meine „Schrankschätzeerschließungsstrategie“ besser. Eigentlich ist sie vergleichbar mit dem Kofferpacken, nur eben für meine Reise durch den Alltag. Alle 2 bis 3 Wochen ungefähr stelle ich mir eine Auswahl aktueller Looks rund um meine gerade angesagten Lieblingsstücke zusammen, diese Outfits hängen dann links an meiner Kleiderstange und jeden Morgen wähle ich mir eins davon aus. Natürlich werfe ich die anderen Sachen nicht weg – oder tut Ihr das etwa, wenn Ihr einen Koffer packt? Und für den Fall der Fälle, wenn die ausgewählten Outfits dann doch aus der Zeit fallen, wenn eine  ausgefallener Anlass ansteht oder wenn ich unbedingt einen neuen Einfall umsetzen will, habe ich zusätzlich ein paar Laufmeter Garderobe zur Auswahl…home, sweet home!

From Our Blog