Wenn Anfang Juli die ersten Herbstklamotten online sind und allmählich auch in den Läden auftauchen, wenn die Kataloge meiner Lieblingsmarken im Briefkasten liegen, dann packt mich das Fernweh. Nicht Azoren statt Ammersee, mein Sehnsuchtsziel ist die frostige Insel der kommenden Tage. Hochsommerliche Hitzewelle? Völlig egal, ich streife mir auch bei 40 Grad im Schatten gerne die ersten veganen Fellmäntel über und klicke mich am Badestrand durch Wollpullis und Pudelmützen, immer dem Zeitgeist auf der Spur. Was sind die angesagten Schnitte, die neuen Farben, die favorisierten Stoffe, die Key Pieces – und was hat das Alles mit mir zu tun? Nichts könnte aufregender sein als die Jagd nach dem –nach meinem – Spirit der nächsten Saison! Mein Herz schlägt höher, wenn ich ein potentielles neues Lieblingsteil aufspüre. Das ist genau mein Ding –
Kaufrausch Alarm!!!!!!
Ich wollte doch diesmal nicht sinnlos drauflos kaufen, keine Ressourcen verschwenden, den Planeten nicht verdrecken und nicht mitschuldig sein an den unwürdigen Arbeitsbedingungen in den Produktionsgebieten am anderen Ende der Welt? Also sollte ich die Frage „Will ich das kaufen?“ vielleicht besser durch die Frage ersetzen „Um was geht´s da eigentlich?“, und sieh an, die ist viel, viel spannender!
Meist fallen mir zu den Looks, die mich interessieren, gleich mögliche Interpretationen aus meinem Kleiderfundus ein. Da hatte ich doch diese weite Hose aus dem phantastischen grauen Wollstoff, die habe ich einige Jahre nicht getragen, weil sie mir immer zu kurz war, aber diesen Winter trägt man weit und kurz – mal sehen, tatsächlich, die hat sogar einen Aufschlag, großartig. Dazu könnte ich das weiße Hemdkleid mit dem verwaschenen Buchstabenprint tragen, das ich mir im Sommer zwar rausgehängt aber nie angezogen habe, weil es seitlich ein geflicktes Loch hat, wird man aber unter dem leichten schwarzen Mantel aus der vorletzten Saison nicht sehen, den ich als modisch langes Jackett drüberziehen kann – wow!
Jetzt bewährt es sich, dass ich in den letzten Monaten meinen Kleiderschrank neu geordnet habe. Nicht ausgemistet sondern aufgewertet! In meinem ganz persönlichen Tinder für Fashionistas sind all die wunderbaren Schätze vergangener Winterfreuden (die früher irgendwo mottensicher weggepackt und schon fast vergessen waren) jetzt jederzeit digital zugänglich und ich kann meine Looks zur Anprobe zusammenstellen.
Kaufen werde ich natürlich auch was, so eine gut gepflegte Sammlung soll ja organisch weiterwachsen… fünf ausgesprochene Statement Looks der Saison 19/20 und ein paar gezielt ausgewählte Einzelstücke, um vorhandene Lieblinge aufzufrischen und aufzuwerten.
Ich bin ganz überrascht und begeistert, wie gut das neue System funktioniert, das „Homeshopping“ im eigenen Kleiderschrank macht wirklich Spaß und ganz links an meiner Garderobenstange hängt schon eine ganze Reihe erstklassige Outfits AW 19/20, die ich am liebsten gleich anziehen würde. Die Sommersachen werden immer mehr nach rechts abgedrängt und die Fraktion „Falls ich mal auf was ganz anderes Lust habe“ hängt bereits wieder im Schrank „Lieblinge andere Saison“, da, wo die ausgewählten Winterschätzchen schon Platz gemacht haben. Spätestens Ende Oktober werden auch die restlichen leichten Sommerfummel, die sich vielleicht noch unter einer flauschigen Jacke durch den Herbst mogeln, ins Winterquartier eingezogen sein und auf die ersten Vorfrühlingstage warten, so Ende Januar, wenn der Föhn das Tauwetter über die Alpen weht und die ersten Sommerkataloge im Briefkasten liegen…ich freu mich schon drauf!